Wer außerhalb des Ruhrgebiets an den Ruhrpott denkt, dem werden sicherlich automatisch graue Bilder von Kohle, Stahl, Schwerindustrie und verschmutzter Luft in den Sinn kommen. Ein Bild, das auch tatsächlich die Situation des „alten“ Ruhrgebiets als einen der größten Industriestandorte Europas widerspiegelt. In dem Revier zwischen Rhein und Ruhr war es bis in die 1970er Jahre hinein in den Städten kaum möglich in den Hinterhöfen der Zechensiedlungen Wäsche zum Trocknen aufzuhängen. Diese war am Abend meist mit einem grauen Schleier belegt. Rauchende Schornsteine und stählerne Fördertürme prägten das Landschaftsbild von Duisburg bis nach Dortmund.
Mittlerweile jedoch ist das größte Ballungsgebiet Deutschlands längst im Wandel begriffen. Wer sich heute das Ruhrgebiet aus luftiger Höhe ansieht, der wird überrascht sein, wie grün es heutzutage bei uns aussieht. Wo früher Kohle gefördert und Stahl gegossen wurde, sind heute blühende Landschaften zu sehen, die sich die Natur im Laufe der Zeit zurückerobert hat. In einem Vergleich des Geographischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum mit anderen Metropolen Europas belegt das Ruhrgebiet den dritten Platz, was den Grünanteil betrifft. Grüner sind lediglich Köln und Madrid, was den kontinentalen Vergleich betrifft (Quelle: www.westfalium.de). Doch nicht nur das Aussehen des Ruhrgebiets hat sich geändert und ändert sich, sondern auch der Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet hat längst ein anderes Gesicht bekommen.
Nach dem Identitätsverlust durch den Wegfall des Kohleabbaus, hat der “Pott” eine gewisse Zeit gebraucht, um sich praktisch neu zu erfinden. Zahlreiche IT- und Internetfirmen sowie Unternehmen aus dem Gesundheitswesen siedelten sich in den letzten 20 Jahren im Ruhrgebiet an. Vor allem letzteres stellt heute die meisten Arbeitsplätze im Pott. Weiterhin steht das Revier heute für Bildung, Kultur und Dienstleistungen. Besonders durch die Nähe zu den vielen Hoch- und Fachhochschulen ist der Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet sehr attraktiv. Bochum, Essen, Dortmund oder Duisburg beheimaten international renommierte Universitäten. 22 weitere Hochschulen sind auf das Ruhrgebiert verteilt. Damit verfügt der Ruhrpott über die höchste Hochschuldichte in Europa. Die wenigsten wissen hierbei, dass Duisburg eine der ältesten Ruhrgebietsstädte Deutschlands ist. Bereits im Jahr 1655 wurde hier eine Universität gegründet. Gerade junge Start-Ups profitieren von dieser unmittelbaren Nähe zu den „Wissenstempeln“. Neben dem Netzwerk der Hoch- und Fachhochschulen bietet der “Pott” den vielen Gründerinnen und Gründern weitere Zutaten für ihre Startups, nämlich Freiraum, günstige Mieten und Infrastruktur. Zwar steckt das Ruhrgebiet noch in den Startup-Kinderschuhen, doch schafft es das Revier, immer mehr zur Startup-Hauptstadt Berlin aufzuschließen.
Auf dem Weg in Richtung Startup-Hauptstadt kommt das Ruhrgebiet bei der Idee von René Heilmann, dem „Einladungs-Papst“, weiter: „Die Welt wird immer kleiner. Wir stehen vor neuen Möglichkeiten, weil die Grenzen weg sind. Und weil die Grenzen weg sind, können wir auch vieles anders machen. Und weil wir vieles anders machen können, können wir vieles besser machen.“
© 2022 34digital GmbH